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Veröffentlicht am Mittwoch 4. April 2012 9:32

MES in der Autozulieferindustrie – Am Beispiel Endmontage Bremssysteme

Machen – oder lassen … ?

Wie alles begann …

… und die im Titel gestellte Frage stellt sich fast jedem, wenn es um die Abarbeitung von Aufgaben, erstellen von Funktionen oder Anlagen geht. Im Bereich der Montage ist es notwendig eine Reihenfolge von Prozessschritten einzuhalten und alle Ergebnisse zu erfassen und langfristig zu dokumentieren. Dies gilt insbesondere in der Montage von Sicherheitsgerichteten Produkten.

Hierzu gibt es naturgemäß viele Varianten, wie dies durchgeführt werden kann. Die Abhängigkeit von der Montagemethode – manuell, teilautomatisiert, vollautomatisiert spielt hier zunächst keine Rolle und ist nur ein Thema der Durchlaufzeit für die Montage – somit der Herstellkosten. Im Vorfeld wird ja definiert, was und wie dokumentiert werden soll, um Eigen- und Kundenbedürfnissen gerecht zu werden.

Bezogen auf unsere Montageanlagen hat sich die Frage vor mehr als 25 Jahren noch nicht gestellt, da das Portfolio an MES Systemen einfach nicht vorhanden war. Davon abgesehen, dass die Systeme damals noch nicht so genannt wurden. Im Laufe des Viertel Jahrhunderts sind dann sukzessiv zusätzliche Funktionen hinzugekommen und wurden optimiert.

Die Pflege eines solchen Systems muss nicht zwangsläufig aufwendig und somit kostenintensiv sein. Wenn Systeme von vornherein auf Änderungen ausgelegt werden und dies in der Systemarchitektur berücksichtigt wird, werden Ergänzungen oder Änderungen bei neuen Anforderungen oder Aufgaben nicht zum „Auslöser“ panikartiger Massenarbeit. Heutige Technologien erlauben es Systeme derart aufzubauen, dass eine saubere Trennung zwischen Datenhaltung, Geschäftslogik und Präsentationsschicht ohne großen Aufwand möglich ist.

Die Hardwareentwicklung auf dem Markt und die heute zur Verfügung stehenden Performancedaten von Servern und SPS-Systemen tun ihr übriges für eine passende Lösung.

Hier ist der Punkt …

… an dem jeder, der sich mit der Thematik MES und deren Einführung befasst, kommen wird. Er stellt sich die Frage „machen – oder lassen“? Ist das die richtige Frage? Nein!

Vielmehr sollten Sie sich die Frage stellen, was Sie für Ihre Montage oder Fertigung benötigen und zunächst einmal aufnehmen, was sie mit den durch das System erfassten Daten später machen möchten. Aus dem so erstellten Anforderungsprofil lässt sich dann schnell ermitteln, wie hoch der Aufwand wäre oder wie kostenintensiv eine „fertige“ Lösung sein wird.

Sehen und lernen …

… war und ist unsere oberste Maxime bei der Pflege und Erweiterung unseres Systems. Da wir in Zellen fertigen (Linienansatz) haben wir unser System einfach Zellrechner genannt. Hätten wir schon zu Beginn gewusst, dass solche Systeme heute MES heißen, dann hätten wir unser System bestimmt auch anders genannt.

Wir schauen uns regelmäßig Lösungen auf dem Markt an, um zu verstehen, was Stand der Technik ist und um unser System, im Vergleich zu den auf dem Markt befindlichen Produkten zu bewerten. Wir haben unser System nicht seiner selbst Willen, sondern nur wenn es für uns wirtschaftlich ist.

Durch die Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist der Funktionsumfang unseres Zellrechners derart gestiegen, dass wir uns hinter den Lösungen von kommerziellen Produkten nicht verstecken müssen. Besser noch – durch die Integration in die verschiedensten Bereiche wie PC-basierte Meßsysteme, Stationsvisualisierung, Rezepturverwaltung, Drucksysteme, Roboterintegration, Visionsystemintegration, Taktzeitanalysen, Störanalysen und SPS-Schnittstellen ist ein modulares Baukastensystem entstanden, welches maßgeschneidert für einen gewünschten Automatisierungsgrad konfiguriert werden kann, ohne unnötigen „Ballast“ mitzuschleppen.

Nur durch kontinuierlichen Vergleich und Ermittlung der Bedürfnisse unserer Kunden kann ein schlankes, kostengünstiges und dennoch voll funktionales und performantes System geschaffen und erhalten werden.

Systementwickler oder Systemintegrator …

… ist für uns einfach eine Frage der „Fertigungstiefe“ – wenn man dies für Softwareentwicklung so sagen kann. Wir haben selbstverständlich keine Treiber für SPS Schnittstellen geschrieben, sondern haben auf die vom Hersteller zur Verfügung gestellten Treiber zurückgegriffen. Gleiches gilt auch für Entwicklungsumgebungen, bei denen wir uns natürlich auf jene Stützen, die auf dem Markt bekannt und führend sind. Wir sehen uns also mehr als Systemintegrator, da wir Standard-Datenbank-, Entwicklungs-, und Schnittstellensysteme zu einem großen Ganzen zusammenfügen, um für uns ein optimales Fertigungsleitsystem zu schaffen.

Zu guter Letzt …

… sind wir durch die von uns gewählte Vorgehensweise in der angenehmen Situation, dass wir in den meisten Fällen schnell und ohne größeren Ressourcenaufwand auf Anforderungen unserer Kunden reagieren können. Meistens sogar in der Art, das wir gar nicht programmieren müssen, sondern die Systeme „nur“ konfigurieren.

MES Systeme sind ausschlaggebend für die Effizienz in der Montage und in Fertigungsbetrieben jeder Größe und somit ein Garant für Wirtschaftlichkeit auch in der Zukunft.

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass wir im Rahmen des Automatisierungstreff einen Vortrag über unser System halten werden.
Autor:
Angelo Bindi, Continental Teves AG & Co. oHG